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The Interior Post, No 7 – September 2017 – Beomsik WON

BEOMSIK WON

Text: Bettina Krause

Es sind fabelhafte, Geschichten erzählende Bauwerke, die der in London lebende
Künstler Beomsik Won mit seinen „Archisculptures“ schafft. Unzählige, von ihm aufgenommene Schwarz-Weiß-Fotografien bilden die Grundlage seiner collagenartigen Werke.

„Ich suchte nach einem ganz besonderen Material für meine Kunst – und das ist die Architektur“, beschreibt Beomsik Won den Ursprung seiner Inspiration. Seine Fotografien bearbeitet er digital in einem komplizierten Prozess, zerlegt sie in ihre Bestandteile und setzt sie anschließend neu zusammen. Die entstehenden Collagen zeigen überlagerte, gestaffelte, aneinandergefügte Bauten, die ein neues Ganzes bilden und als eigenständiger Kosmos funktionieren. Sie trotzen den Gesetzen von Schwerkraft und Statik, sind monumental und bergen einen leisen Moment der Ungewissheit. Freigestellt in den kargen oder urbanen Landschaften wirken die wundersamen, aufgetürmten Konstruktionen oft verlassenen und entrückt. Gleichzeitig setzen sie sich perfekt zusammen, als wäre das Gebilde derart gewachsen. Und so begreift Won seine genreübergreifende Kunst auch eher als Skulpturen denn als Fotografien.
Er selbst ist ebenso Bildhauer wie Fotograf und Architekt. „Das Entwickeln meiner „Archisculptures“ ist der Arbeit eines Bildhauers sehr ähnlich,“ sagt Won. „Denn auch ich versuche, die einzelnen Gebäude auf verschiedene Weise zusammenzufügen bis alle Elemente am besten zusammenpassen.“ Auf diese Weise schafft Won faszinierende architektonische Utopien und urbane Trugbilder, denen man sich nur schwer entziehen kann. Für Won ist Architektur eine Sprache, die erweitert, reduziert und manipuliert werden kann. Und so jongliert er mit den architektonischen Versatzstücken wie mit Wörtern und bildet mit ihnen neue Aussagen. Ob repräsentative Bauwerke, Karussells, pompöse Fassaden, Shopping-Malls oder Parkplätze – die Gebäudehüllen und Plätze bergen Vertrautes und Fremdes zugleich.
Viele seiner fotografischen Aufnahmen entstehen in London, einer Stadt architektonischer Vielfalt, die den Koreaner nachhaltig beeindruckt: „Ich kann hier die Geschichte der Stadt und die sozialen Werte der Menschen in der Architekturen ablesen,“ erklärt der Künstler. „Denn hier wird das Alte nicht so schnell zugunsten von etwas Neuem zerstört.“ Jedes Werk des studierten Fotografen beginnt mit der Findung eines übergeordneten Themas: „Ich denke dabei an die Funktionen, die Orte oder das einzigartige Design der Gebäude, die ich verwenden möchte. Diese Parameter geben mir Hinweise auf das Thema. Früher habe ich „Archisculptures“ zu speziellen Plätzen gemacht. Da habe ich beispielsweise ausschließlich Gebäuden vom Times Square in New York City, dem Einkaufsviertel Myeong-Dong in Seoul oder nur Bauten aus Philadelphia oder Edinburgh verwendet. Das Thema kann sich aber auch auf die Funktion von Gebäuden beziehen, also etwa nur Museen in New York, juristische Gebäude in London oder Tempel in Busan. Und manchmal verwende ich nur rote oder nur weiße Architekturen.“
Beomsik Won spielt mit städtischen Fragmenten und Perspektiven, lässt das Auge vergeblich nach einem Fehler, einer Naht oder Sollbruchstelle suchen. Seine Inszenierungen sind perfekt arrangiert. Die menschliche Wahrnehmung ist irritiert. Dabei benutzt er Architektur als künstlerisches Medium und stellt Fragen des Raums, die nicht nur Architekten inspirieren und zum Sinnieren verführen.

ATCHISCULPTURE and YATZER

Eric David

Attempt to label Korean artist Beomsik Won and you’ll be baffled. He photographs but he’s not a photographer, he designs buildings but he’s not an architect, he constructs three-dimensional collages but he’s not a sculptor. As baffling are the images from his Archisculpture Photo Project, which are digitally manipulated photographs of non-existent, fantastical buildings that appear to be real. This surreal sensation stems from two conditions seen in the work: the use of photos of existing buildings as source material—taken from Won’s vast collection which he has single-handedly compiled with his camera walking around London where he studied at the Slade School of Fine Art and on his trips around the world—and their conceptually astute and graphically immaculate execution.

Won’s process is one of deconstruction and reconstruction. Divided into two chapters, Collage and Antigravity—the latter depicting composites of precarious balance and structural incongruities—and placed in isolation on fields or parks with a low-lying horizon, his architectural constructs are monumental edifices that encapsulate the entirety of the city, era or style its components are drawn from. But more than that, they are a visionary take on the way we live now and a testament to the artist’s unbridled imagination. Yatzer talked to the artist about his photo project, his artistic vision and his interest in philosophy.

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